„Das geht keinen etwas an.“ hörte ich meinen Interviewpartner sagen, von dem ich mehr über seinen Beruf erfahren wollte. Lag es an seinem konsequenten Tonfall oder an meiner nach vielen Gesprächen etwas nachlassenden Motivation? Ich habe es genau dabei belassen und uns Überreden oder Überzeugen erspart.
Diese Haltung muss man sich leisten können. Und das können immer weniger Menschen und noch viel weniger Unternehmen. Noch dazu laufen alle, die es sich dennoch leisten Gefahr, mindestens als ignorant zu gelten, höchstens ihre Existenz zu gefährden.
Uns alle interessiert das „Wer?“ und lange nicht mehr nur das „Was?“. Ich jedenfalls lasse kaum eine Gelegenheit aus, mich online über mein Gegenüber zu informieren. Das mag neugierig sein, vielleicht eine Berufskrankheit, aber ich glaube so geht es immer mehr Menschen. Das liegt daran, dass Leistungen, auch Dienstleistungen immer austauschbarer geworden sind und dass wir unser Vertrauen daher auch an Personen festmachen und nicht allein daran, ob sie eine Leistung theoretisch erfolgreich erbringen könnten oder nicht.
Das „Wer?“ holt eine vergleichbare Leistung aus der Uniformität. Es macht sie anders und grenzt sie ab gegen andere – jawohl, gegen andere und damit meine ich ganz konkret gegen andere Personen. Persönlichkeit ist mitverantwortlich für unseren Erfolg und daher sollte jeder, der eine Leistung anbietet tunlichst dafür sorgen, dass sie auch eine persönliche Facette erhält. Wenn wir nichts von uns preisgeben und uns hinter einer Maske verstecken, lassen wir unsere Persönlichkeit aus dem Spiel. Das mag manch einem Sicherheit vermitteln, allein: hilfreich ist es nicht. Zumindest nicht für einen potentiellen Kunden, der sich vor einer Beauftragung gern etwas genaueres Bild von seinem Gegenüber machen möchte und sich allein nur auf den Namen und die Qualifikation auf der Visitenkarte verlässt.
Wer diese Tatsache konsequent ignoriert, muss sich entweder auf die verflixt gute Nase eines Dritten verlassen oder ist früher oder später raus. Dann machen andere das Geschäft.
Es lohnt sich also auch für meinen – frei erfundenen 🙂 – Herrn Becker, etwas von sich selbst preiszugeben. Und wenn es die Information ist, dass er nichts von sich preisgeben möchte – dann haben wenigstens diejenigene Eine Chance, die diese Haltung gut finden.
Für alle anderen gilt: Mehr Mut zu mehr Persönlichkeit. Denn wer eine hat, sollte sie auch zeigen.