Während Blogs und Blogger in vielen Branchen, zum Beispiel im Tourismus oder in der Mode, längst zum Standardprogramm der PR gehören, steht die Zusammenarbeit in vielen anderen Branchen noch am Anfang. In der Möbelbranche gehört Ehring Markenmöbel zu einer noch kleinen Gruppe von Unternehmen, die den Kontakt zu Bloggern aufbauen.
Ich habe mit Kathrin Corell vom Kindermöbelhersteller Ehring Markenmöbel aus Homberg/Efze gesprochen. Das Unternehmen hat erst vor wenigen Wochen zu einem Blogger-Event eingeladen und Kathrin Corell (KC) erzählt für das faktwerk-Blog von der Planung, ihren Erfahrungen und von den Zielen, die sich das Unternehmen in der Zusammenrarbeit mit BloggerInnen vorgenommen hat.
Warum haben Sie sich für eine Zusammenarbeit mit Bloggern interessiert?
KC: Die Firma Ehring war bis vor kurzem eher in der Fachwelt ein Begriff. Bis dahin haben wir ausschließlich mit einem Kindergarten-Vollausstatter gearbeitet, der den Vertrieb unserer Kindergartenmöbel übernommen hat. Da erscheinen wir höchstens mal als Produktionsstätte in einem Katalog und das sagt niemandem etwas, der nicht aus diesem Bereich kommt.
Anfang 2015 hat Ehring dann eine Produktlinie für den Endverbraucher auf den Markt gebracht, nachdem wir immer wieder Anfragen von Privatpersonen hatten. Für diese neue Linie haben wir uns sehr genau damit befasst, was Eltern sich für ihre Kinder wünschen, wie sie ticken und was sie bewegt.
Hatten Sie da bereits Erfahrungen mit Blogs und Bloggern?
KC: Ich habe mich seit Mitte 2015 mit den Blogs von Müttern und Eltern befasst, um ein Gespür dafür zu entwickeln, wie heute die Schwerpunkte gelagert sind.
Dieses Einlesen in die Blogosphäre der Eltern- und Mama-Blogger war sehr umfangreich, sehr intensiv und sehr, sehr spannend.
Erst in diesem Jahr, auf der Babywelt in Frankfurt habe ich mich dann zum ersten Mal mit drei Bloggerinnen getroffen und ihnen vorgeschlagen, unser Unternehmen kennenzulernen.
Daraus ist dann die Idee entstanden, nicht nur einzelne BloggerInnen zu einem Besuch einzuladen, sondern ein Blogger-Event zu planen und durchzuführen.
Wieviele Blogger*innnen waren dann letztlich bei Ihnen?
KC: Zwanzig. Wir hatten an die 40 BloggerInnen eingeladen. Zurückgemeldet haben sich alle, aber es hatten natürlich nicht alle an dem ausgewählten Wochenende Zeit. Mehr als zwanzig Gäste wären allerdings auch schwierig gewesen.
Wie haben sie die Blogger*innnen ausgewählt?
KC: Bei der Auswahl habe mich ein bisschen an bekannten und bereits ausgezeichneten Blogs orientiert. Es gibt ja die Brigitte-Mom-Blogs und die Eltern-Blogs; das hat mir eine erste Orientierung erleichtert.
Durch die lange Recherche und die intensive Auseinandersetzung mit den Blogs kannte ich irgendwann viele der Bloggerinnen sehr gut.
Ausgewählt haben wir sie letztlich nach ihrem Schreibstil und den Inhalten, die sie auf ihren Blogs veröffentlichen. Uns war wichtig, dass der Blog und sein Stil zu unseren Erwartungen passt.
Es gab auch viele, die sich freiwillig angeboten haben, die aber leider nicht in Frage kamen, weil sie nicht so spezifisch waren. Oftmals handelte es sich hier um reine ProdukttesterInnen. Für uns waren tatsächlich die Familienblogger interessant, bei denen es tatsächlich um Kinder geht, um Lifestyle und Erziehungsfragen, um Kreativität. Ganz viele haben auch DIY-Produkte auf ihrem Blog integriert. Diese passen ganz besonders gut zu uns.
Es sollte eine bunte Mischung sein und war auch gerade nicht auf Blogs mit einem Schwerpunkt bei Einrichtungsthemen reduziert, auf keinen Fall. Die BloggerInnen kümmern sich ja um sehr unterschiedliche Themen, von Kindern, Mode und Lifestyle bis hin zu Erziehungsfragen und Einrichtungsthemen.
Haben Zahlen eine Rolle gespielt, bei der Entscheidung wen Sie einladen?
KC: Nein, die waren zweitranging. Die Zugriffe auf den Blog und die weiteren Kanäle haben nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Es waren zwar viele Bloggerinnen dabei, die sehr gut organisiert sind und ihre Zahlen in Mediakits zusammenfassen, aber das war für uns nicht das entscheidende Kriterium.
Wir haben aber schon ein Gespür dafür entwickelt, wer gerade aktuell ist. Es waren auch viele Newcomer dabei, von denen ich aber denke, dass sie durchaus Potential haben. Ich habe mich da wirklich bis ins kleinste Detail mit befasst, auch die Social Media-Portale verfolgt, um zu sehen was sie bewegt, welche Art Fotos sie machen, wie sie schreiben.
Die Bloggerinnen sollten vor allem gut zu Ehring passen und authentisch sein.
Wie war das Feedback der Blogger*innen, die bei Ihnen waren?
KC: Durchweg positiv! Viele haben gesagt, dass sie es gar nicht gewohnt sind, dass sich jemand so ausführlich mit ihnen befasst. Also, die Vorbereitung hat schon meine Abende gefüllt, natürlich weil ich’s gern gemacht habe und eine Affinität zu dem Thema entwickelt habe. Und ich hatte auch ein bisschen das Gefühl, man nimmt am Leben der Bloggerinnen teil, wenn man ihre Beiträge verfolgt. Das hat die Zusammenarbeit sehr persönlich gemacht und das wussten die Bloggerinnen bei unserem Event wirklich wertzuschätzen.
Hat sich da ausgezahlt, dass Sie sich so genau mit den Blogger*innen befasst haben?
KC: Ja und nein. Für den persönlichen Kontakt hat sich die umfangreiche Vorarbeit auf jeden Fall rentiert. Aber unsere Möbel sprechen für sich. Die Familien waren ja gemeinsam eingeladen, sie konnten ihre Kinder und Partner mitbringen. Für die Kinder haben wir Bastel-Arrangements vorbereitet, sie konnten Holzteile bemalen und sich Kronen basteln und natürlich auch mit unseren Möbeln spielen. Das ist es, was denke ich am meisten überzeugt hat.
Wenn Kinder sich über einen längeren Zeitraum mit einem Möbel beschäftigen – es sind ja in erster Linie Spielmöbel – dann spricht das für sich. Da können wir noch etwas zur Produktion und zur Nachhaltigkeit sagen und zu den Materialien, die wir verwenden, aber in erster Linie überzeugt die Erfahrung der Kinder.
Haben Sie schon erste Ergebnisse auf den Blogs der BloggerInnen?
KC: Ja, sie haben alle relativ zeitnah die Ergebnisse vor Ort verbloggt, oft das ganze Wochenende in Bildern, ihre Erfahrungen und Erlebnisse, die sie bei uns gesammelt haben. Alles andere kommt jetzt peu a peu.
Wenn es in die Tiefe geht, habe ich darum gebeten, dass wir miteinander einen Marketingplan machen. Es hilft uns nicht, wenn alle 20 BloggerInnen in der gleichen Woche nach ihrem Besuch super Berichte über uns schreiben, Produkte vorstellen und danach nichts mehr passiert.
Grundsätzlich hat man keinen Einfluss darauf, was geschrieben wird. Darüber muss man sich im Klaren sein.
Alles was wir tun konnten, war uns gut zu präsentieren. Das ist wie in jedem Kundengespräch. Es kommt auf den ersten Eindruck an, den man hinterlässt, ob sich Sympathie entwickelt oder nicht – und das haben wir Gott sei Dank geschafft.
Haben Sie einen Tipp für Unternehmen, die sich mit Blogs und Blogger Relations beschäftigen möchten, etwas, das Sie jedem Unternehmen ans Herz legen würden?
KC: Also grundsätzlich würde ich sagen, das ein bisschen Persönlichkeit dazu gehört und die Bereitschaft, sich auch selbst ein wenig zu offenbaren. Wenn man in die Welt der BloggerInnen einsteigt, dann hat man wie gesagt oft das Gefühl, dass man mit ihnen am Kaffeetisch sitzt. Sie selbst sehen einen aber gar nicht, zumindest wenn man nicht aktiv ist.
Bei den Familienblogs war es so: Ich bin da tief eingestiegen, aber selbst bin ich ja überhaupt nicht präsent. Also habe ich ihnen zu unserem Event eine schriftliche Einladung geschickt, per Post. Das kam supergut an, weil der Kontakt sonst meist nur über E-Mail erfolgt.
Ich habe darin auch ein paar Worte zu meiner Person verloren und die Bloggerinnen persönlich angesprochen, auch die Kinder habe ich in der Einladung erwähnt. Und genauso haben wir den Kontakt weiter verfolgt. Wir hatten eine Anmeldefrist gesetzt, haben dann nochmal erinnert, teilweise erste Telefonate geführt. Man muss sich auf jeden Fall im Vorfeld über die Kostenübernahme Gedanken machen. Es wird erwartet, dass Reisekosten übernommen werden. Das war für uns kein Problem.
Wenn man die Kosten am Ende runterbricht, sind Blogger Relations nicht teurer als die klassische Medienarbeit, man gewinnt dafür aber nachhaltigere und echte Kontakte.
Gibt es bei Ehring bereits weitere Pläne mit BloggerInnen und Blogger Relations?
KC: Jetzt sind wir erst einmal dabei, einen Marketing-Plan zu entwickeln, damit wir die Veröffentlichungen ein wenig auseinander ziehen können. Geplant ist aber eine langfristige Zusammenarbeit. Man bekommt ja ein Gefühl dafür, wer besonders am Produkt und am Unternehmen interessiert ist. Es sind auch schon ganz tolle Ideen aus dem Event erwachsen, z.B. was man mit unseren Möbeln noch alles machen könnte.
Das verfolgen wir auch im Detail mit einzelnen Bloggerinnen weiter. Viele haben sehr genaue Vorstellungen, wie Möbel für ihre Kinder aussehen müssen. Wir prüfen dann, was sich daraus für den Markt umsetzen lässt und ob langfristige Kooperationen entstehen können.
Das klingt gut …
KC: Ja, man darf die Herausforderung aber auch nicht unterschätzen.
Es kostet viel Zeit, die Zusammenarbeit mit Bloggern in den normalen Arbeitsalltag zu integrieren,
die Vorbereitung, das Event, dann die Nachbereitung und die Planung von Marketing-Aktionen mit den BloggerInnen.
Das hört sich vielversprechend an. Ich danke Ihnen für die offenen Antworten, Frau Corell, und wünsche Ihnen und Ehring viel Spaß und Erfolg mit „Ihren“ Bloggerinnen.
Die ersten Ergebnisse aus der Zusammenarbeit mit den BloggerInnen hat Ehring-Markenmöbel auf seinem Blog verlinkt. Sie vermitteln einen Eindruck von der Vielfalt unterschiedlicher Blogs und Beiträge und geben das Konzept und den Ablauf des Blogger-Events sehr gut wieder. Direkt nach der Veranstaltung sind hier und hier bereits lebendige Foto-Reportagen entstanden, aber auch ausführliche Blogbeiträge mit Link zum zugehörigen Video.
Sind Sie neugierig geworden? Bleiben Sie dran und lesen Sie im nächsten Blogbeitrag über Blogs und Blogger im Tourismus. Hier können Sie den faktwerk-Blog abonnieren.
Interessieren Sie sich für die Zusammenarbeit mit Bloggern und Bloggerinnen? Ich erläutere Ihnen gern die Besonderheiten und Möglichkeiten und unterstütze Sie beim Aufbau der Medienkontakte.
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